Workshop-Bericht: Die Klimaschutzspaltung – Gesellschaftliche Dynamiken und Heilungspotenziale

Am 23. August 2024 versammelten sich 20 engagierte Menschen in Berlin, um sich im Rahmen des Workshops „Die Klimaschutzspaltung – Gesellschaftliche Dynamiken, zugrundeliegende Ursachen und Heilungspotenziale“ mit den tiefen Rissen in der Klimaschutzdebatte auseinanderzusetzen. Dabei wurden innovative Methoden wie Deep Democracy, Aufstellungsarbeit und Naturverbindungspraktiken eingesetzt. Im Folgenden werden die zentralen Erkenntnisse des Workshops zusammengefasst.

1. Die Dysfunktionalität der aktuellen Klimaschutzdebatte

Einer der Hauptpunkte des Workshops war die Einsicht, dass die gegenwärtige Klimaschutzdebatte stark dysfunktional ist. Sie ist geprägt von einer Zersplitterung der Diskussionen und einem Mangel an echtem Zuhören. Verschiedene Ebenen und Interessen sind vermischt, wodurch es schwierig wird, zu klaren Ergebnissen zu gelangen. Zu den Akteuren in diesem verworrenen Diskurs gehören nicht nur Umweltaktivisten, sondern auch Menschen aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen: von Superreichen über sozial Benachteiligte bis hin zu Politikverdrossenen und systemkritischen Stimmen. Dieses breite Spektrum an Akteuren und Interessen führt zu einem Übermaß an Lärm und Ineffizienz.

2. Systemische Spaltungen und kollektive Traumata

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Vorhandensein tiefer, systemischer Spaltungen und kollektiver Traumata, die den Menschen von der Natur entfremden. Historische Ereignisse und Strukturen wie die Industrialisierung, Kolonialisierung, das Patriarchat, die Hexenverbrennungen und die Christianisierung haben einen Keil zwischen Mensch und Natur getrieben. Diese Entwicklungen haben zu einer Entheiligung der Natur beigetragen, indem sie sie zu einem Objekt der Ausbeutung und Kontrolle gemacht haben. Die Heilung der Klimaschutzspaltung erfordert daher eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit diesen historischen Traumata und eine gezielte Aufarbeitung, um den Weg zu einer neuen Beziehung zur Natur zu ebnen.

3. Verbindung und Gemeinschaft als Schlüssel

Eine zentrale Erkenntnis des Workshops war die Bedeutung von Gemeinschaft und Verbindung. Es wurde betont, dass die Menschen durch den Aufbau guter Beziehungen untereinander automatisch auch in eine tiefere Verbindung zur Natur treten. Eine solche Verbindung kann helfen, Spaltungen zu überwinden und ein „Myzel“ an Beziehungen zu schaffen, das sowohl die menschlichen Gemeinschaften als auch die Natur miteinander verbindet. Das Konzept eines „Myzels“ verdeutlicht, wie eng und subtil alle Lebewesen miteinander vernetzt sind – eine Idee, die als Basis für eine heilende Klimadebatte dienen könnte.

4. Fokus auf Naturverbindung statt auf CO2 und Klimaschutz

Ein weiteres wichtiges Thema war die Verschiebung des Fokus von einer reinen CO2-Reduktion hin zu einer tieferen Naturverbindung. Viele Teilnehmer waren der Meinung, dass der Begriff „Klimaschutz“ oft zu technisch und distanziert ist, während der Begriff „Naturverbindung“ eine emotionalere und tiefere Resonanz hat. Eine Rückbesinnung auf die Naturverbundenheit könnte dazu beitragen, dass die Debatte zugänglicher und bedeutungsvoller wird, da die meisten Menschen eine natürliche Verbindung zur Natur spüren und schätzen.

5. Positive und einladende Narrative fördern

Abschließend wurde deutlich, wie notwendig positive, inspirierende und einladende Narrative in der Klimadebatte sind. Durch inspirierende Zukunftsvisionen können Menschen motiviert werden, sich für gesunde Ökosysteme und Klimaschutz zu engagieren und sich der Diskussion mit einem offenen Herzen zu nähern. Ein wichtiger Schritt für eine konstruktive Debatte ist zudem, sich in Ruhe gegenseitig zuzuhören und die verschiedenen Perspektiven ernst zu nehmen. Nur so kann ein echter Dialog entstehen, der zur Heilung der Spaltungen und zur Förderung eines konstruktiven Klimadiskurses beiträgt.

Der Workshop hat deutlich gemacht, dass die Klimadebatte nicht nur technologische oder politische Lösungen braucht, sondern auch eine tiefgreifende soziale und kulturelle Transformation. Durch den Aufbau von Verbindungen, die Heilung kollektiver Traumata und die Schaffung inspirierender Narrative können wir gemeinsam den Weg zu einer lebendigen und friedlichen Zukunft gestalten.